Noorjehan Majid kommt aus Maputo in Mosambik, ist Ärztin und klinische Direktorin des HIV/AIDS-Behandlungsprogrammes der Gemeinschaft Sant´Egidio. Das Programm trägt den Namen DREAM. „Unser großer Traum ist es,“ so die Preisträgerin, „die 1,5 Millionen Menschen erfolgreich zu behandeln, die in Mosambik HIV-positiv sind.“
Bisher konnten 300.000 Menschen behandelt werden, davon 70.000 Kinder. Darüber hinaus ist es ihr durch die AIDS-Therapie bei schwangeren HIV-infizierten Frauen gelungen, dass deren Kinder – mehr als 60.000 - ohne AIDS geboren werden konnten.
In ihrer Laudatio hob Annette Schavan, deutsche Botschafterin beim Vatikan, hervor, die Preisträgerin sei eine zeitgenössische „barmherzige Samariterin“. „Sie ist eine Frau“, so die ehemalige Bundesministerin für Bildung und Forschung, „die Kräfte im Menschen freisetzt, wo kaum mehr Kraft vermutet wird.“ Noorjehan Majid ist eine gläubige Muslima. Ihr Wirken, so Schavan, zeige auf besonders überzeugende Weise, wo sich heute Christen und Muslime treffen könnten: „in der Hinwendung zum Menschen, der der Hilfe bedarf. Das ist eine Wirklichkeit, die verändert.“
Der emeritierte Aachener Bischof Dr. Heinrich Mussinghoff würdigte in seinem Grußwort den Einsatz der Preisträgerin für die Rechte HIV-positiver Menschen, „vor allem für Frauen, die noch immer von Stigmatisierung und Ausgrenzung betroffen sind. Als Frau und Muslimin setzt Noorjehan Majid besondere Zeichen.“
Dr. Christian Krause, evangelischer Landesbischof i.R. und Preisträger 2006, mutmaßte, Klaus Hemmerle hätte wohl eine besondere Freude an der Verleihung des nach ihm benannten Ehrenpreises an Noorjehan Majid gehabt, „gerade in dieser Zeit und gerade an Sie.“ Hemmerle, der Brückenbauer, sei in der Vielfältigkeit der menschlichen Kulturen und Traditionen stets darauf ausgerichtet gewesen, „was uns vor Gott um der Menschlichkeit des Menschen willen miteinander eint.“
Maria Voce, Präsidentin der Fokolar-Bewegung, unterstrich in ihrem Grußwort, das Wirken von Noorjehan Majid sei ein bedeutungsvolles Zeichen dafür, „wie viel die Frauen des afrikanischen Kontinents zur menschlichen und ethischen Entwicklung der Gesellschaft beitragen können.“
Der Klaus-Hemmerle-Preis
Im Gedenken an die Person und an das geistige Vermächtnis von Klaus Hemmerle (1929-1994), des früheren katholischen Bischofs von Aachen, ehrt die Fokolar-Bewegung Persönlichkeiten, die als „Brückenbauer“ den Dialog zwischen den Kirchen, Religionen und Weltanschauungen fördern. Der Preis wird alle zwei Jahre verliehen und ist undotiert.
Die Preisträger bisher
Der jüdische Professor Dr. Ernst-Ludwig Ehrlich (2004), der ehemalige Präsident des Lutherischen Weltbundes Bischof i. R. Dr. Christian Krause (2006), der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I. von Konstantinopel (2008), der emeritierte Erzbischof von Oppeln/Polen Dr. Alfons Nossol (2010), der ehemalige bayerische Kultusminister und langjährige Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken Prof. Dr. Hans Maier (2012) und die Lepraärztin Dr. Ruth Pfau (2014).