Im Auftrag von Verständigung und Frieden unterwegs

Freitag, 14. Februar 2020

Auf die Titelseiten der deutschen Medien mag es der sanftmütige weißbärtige Mann bisher nicht geschafft haben. In den internationalen Kirchenkreisen und auch in den politischen Kreisen des ehemals kommunistisch geprägten Europas ist der 90-jährige Grieche jedoch eine bekannte und geschätzte Größe. Anastasios Yannoulatos, Erzbischof von Tirana, Durrës und ganz Albanien wurde heute in Aachen mit dem Klaus Hemmerle-Preis geehrt.

Der Preisträger plädierte in seiner Dankesrede für eine „friedvolle Koexistenz in einer multi-religiösen Welt.“ Ein Satz über die Kraft der Liebe von Albert Einstein habe ihn fasziniert. „Jeder Einzelne trägt in sich einen kleinen, aber leistungsstarken Generator der Liebe, dessen Energie darauf wartet, befreit zu werden“, so der Physiker, „denn die Liebe ist die Quintessenz des Lebens.“

Diese Liebe habe seinerzeit auch Klaus Hemmerle beflügelt, sich unaufhörlich für Versöhnung und Frieden in der Welt einzusetzen. Genau dieses Anliegen prägt auch das Leben und Wirken von Metropolit Anastasios. 

Dr. Helmut Dieser, der Bischof von Aachen, hieß im Aachener Dom die rund 300 Gäste im Namen der Diözese und als Nachfolger des Namensgebers der Auszeichnung willkommen. Den Preisträger aus Albanien nannte er einen „Wegbereiter des Glaubens und der Ökumene“ und unterstrich die guten Beziehungen, die in Aachen durch Bischof Evmenios auch mit der griechisch orthodoxen Gemeinde gewachsen seien.

Als «Zeichen ökumenischer Freundschaft» wertete dann auch Metropolit Augoustinos Lambardakis, Vorsitzender der Orthodoxen Bischofskonferenz in Deutschland, in seinem Grußwort die Ehrung. Erzbischof Anastasios genieße auch innerhalb der Orthodoxie herausragende Wertschätzung und Achtung als Brückenbauer und Vermittler. Inmitten von Spannungen unter den verschiedenen autokephalen, also eigenständigen Kirchen in der orthodoxen Welt habe sein Wort Gewicht. «Er ist zu groß und zu bedeutend für eine einzelne autokephale Kirche, er gehört allen. Wir sind stolz auf ihn und Sie ehren den Richtigen.» 

Maria Voce, Präsidentin der Fokolar-Bewegung würdigte in ihrem Grußwort, das verlesen wurde, sein unermüdliches Engagement im Dialog zwischen Muslimen und Christen und dankte ihm für die Fähigkeit, mit seiner Liebe Gemeinschaft, Geschwisterlichkeit und den Wunsch, zu teilen geweckt und auch jenseits aller Verschiedenheit wachgehalten zu haben.

Für die Laudatio war Kardinal Kurt Koch, Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen, aus Rom gekommen. Der Ökumene-Beauftragte des Vatikans zeichnete ein reiches, vielfältiges Bild des albanischen Bischofs, dessen Wege und Aufgaben ihn von Griechenland über Afrika bis nach Albanien geführt hatten, der mit Angehörigen anderer Religionen Beziehungen tiefer Wertschätzung aufgebaut habe und durch sein Beispiel gezeigt habe, dass „interreligiöser Dialog und missionarisches Engagement keine Gegensätze darstellen“ müssten. Nachdem er 1992 als Oberhaupt der Orthodoxen Autokephalen Kirche von Albanien eingesetzt worden sei, habe er sich unermüdlich und mit großer Umsicht für die Wiederaufbau und die Wiederbelebung der Orthodoxen Kirche in Albanien eingesetzt und habe sich durch sein Engagement auch „um den Abbau der vielen und starken Spannungen auf dem Balkan verdient gemacht“, so dass man ihn im Jahr 2000 sogar für den Friedensnobelpreis nominiert habe. 

Mit Klaus Hemmerle verbinde Erzbischof Anastasios die Überzeugung, dass wahre Mission und das beste Zeugnis der Kirche in der Liebe begründet liege. „Die einzige Realität, der es verheißen ist, dass an ihr die Welt Jesus Christus erkennen kann, ist unser gegenseitiges Einssein“, zitierte der Kardinal den früheren Aachener Bischof. Er sei ein „ausgezeichneter Lehrer der christlichen Sprache des Gebets und der Liebe“ und dankte ihm für sein Zeugnis und Beispiel: „Wir brauchen geistliche Vitaminspritzen, die wir bei Ihnen in überzeugender Weise finden und die uns die Schönheit des christlichen Glaubens neu vor Augen führen“. 


Im Gedenken an die Person und an das geistige Vermächtnis des früheren katholischen Bischofs von Aachen Klaus Hemmerle (1929 - 1994) ehrt die Fokolar-Bewegung Persönlichkeiten, die als „Brückenbauer“ den Dialog zwischen den Kirchen, Religionen und Weltanschauungen fördern. Der Preis wird alle zwei Jahre verliehen und ist undotiert. Bisherige Preisträger waren der jüdische Professor Dr. Ernst-Ludwig Ehrlich (2004), der ehemalige Präsident des Lutherischen Weltbundes, Bischof i. R. Dr. Christian Krause (2006), der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I. von Konstantinopel (2008), Dr. Alfons Nossol, der emeritierte Erzbischof von Oppeln/Polen (2010), Prof. Dr. Hans Maier, der ehemalige bayerische Kultusminister und langjährige Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (2012), die Lepraärztin Dr. Ruth Pfau (2014), die muslimische AIDS-Ärztin Dr. Noorjehan Abdul Majid aus Mosambik (2016) und 2018 der Rabbiner Dr. Henry Brandt aus Augsburg.

Weitere Pressemitteilungen

„Himmel zwischen uns“ Film über Klaus Hemmerle, den Beziehungsphilosophen Preview am 22.01.16, 17:00 Uhr Bistumsakademie, Aachen Die Herausforderungen eines gewalttätigen Islamismus, eines durch Flüchtlingsströme bestärkten Nationalismus haben auch hierzulande die Antennen weiter ausfahren lassen, und viele fragen nicht ohne Angst: Was ist mit unserer eigenen Religion, wie weit reicht unsere integrative Kraft?

Annette Schavan hält Laudatio für Preisträgerin Dr. Noorjehan Abdul Majid

Verleihung am 25. Januar 2018 in Aachen

Der Rabbiner Dr. Henry G. Brandt erhält den achten Klaus-Hemmerle-Preis, eine Auszeichnung, die die Fokolar-Bewegung in Erinnerung an den verstorbenen Bischof von Aachen alle zwei Jahre verleiht.