Bericht zu Missbrauchsfällen in Frankreich veröffentlicht

Mittwoch, 30. März 2022

Margaret Karram (Präsidentin der Fokolar-Bewegung): „Im Namen der Fokolar-Bewegung setze ich mich dafür ein, mit Taten, durch aufmerksames Hinhören und achtsame Aufnahme, sowie durch Präventionsmaßnahmen auf die Abschlussempfehlungen einzugehen, die in dem unabhängigen Bericht formuliert werden.“

Die Fokolar-Bewegung gibt das Ergebnis der Untersuchung bekannt, die von einem externen und unabhängigen Gremium durchgeführt wurde bezüglich der Fälle von sexuellem Missbrauch durch JMM, ein ehemaliges Mitglied einer Fokolar-Gemeinschaft in Frankreich.

Die Untersuchung wurde am 23. Dezember 2020 vonseiten der Fokolar-Bewegung der britischen Organisation GCPS Consulting übertragen, eine unabhängige Einrichtung, deren Aufgabe und Arbeit seit ihrer Gründung darin besteht, Institutionen zu helfen, ihre Systeme zur Meldung und zur Prävention von Missbrauch zu verbessern. Um die Integrität, die Qualität und die Verlässlichkeit des Untersuchungsprozesses zu garantieren, hat die Fokolar-Bewegung außerdem Alain Christnacht, einen ehemaligen hochrangigen französischen Beamten, der keine Verbindung zur Bewegung hat, als unabhängigen Supervisor eingesetzt.

Auf Bitte der Betroffenen hat die Fokolar-Bewegung die Untersuchung dieser unabhängigen Kommission, der GSCPS Consulting anvertraut. Das ist ganz im Sinne der Französischen Bischofskonferenz - diese hatte im Februar 2019 die CIASE beauftragt, eine Untersuchung zur gesamten katholischen Kirche Frankreichs durchzuführen mit dem Ziel, den Betroffenen oberste Priorität zu geben und sie in den Mittelpunkt der Untersuchungen zu rücken.

Die unabhängige Untersuchungskommission hat Zeugnisberichte erhalten, die den Zeitraum von 1958-2020 abdecken und eindeutig belegen, dass JMM für den Missbrauch an mindestens 26 Personen auf unterschiedlichen Ebenen verantwortlich ist.

GCPS Consulting fasst die Ergebnisse der Untersuchung wie folgt zusammen:

„Die Opfer anzuhören war eine der wichtigsten Aufgaben und zugleich eine große Herausforderung, sowohl für die Opfer als auch für das Untersuchungsteam, es ist das wichtigste Element.

Der Bericht beschreibt die Ereignisse im Verlauf von fünf Jahrzehnten, in denen JMM seine Opfer – vorwiegend Jungen im Teenageralter – sexuell missbraucht oder versucht hat, sie zu missbrauchen. Der Bericht beschreibt seine Vorgehensweise sowie den Kontext, in dem die Missbräuche stattgefunden haben. Im Rahmen der Untersuchung wurde eine große Anzahl von Opfern und Zeugen angehört, die von sexuellem oder anderem Missbrauch betroffen waren.

Die Tatsache, dass sich der Missbrauch über einen längeren Zeitraum erstreckt und nicht angegangen wurde, auch als er den Verantwortlichen und verantwortlichen Stellen angezeigt wurde, ist ebenfalls Gegenstand des Berichts. Das Untersuchungsteam wurde gebeten zu untersuchen, in welchem Maß die damaligen und späteren Verantwortlichen von diesen Ereignissen wussten und zu beurteilen, wie die Vorfälle behandelt wurden. Der Bericht beschreibt detailliert, dass die Hinweise und Anzeigen nicht angemessen behandelt, die Opfer nicht angehört und nicht entsprechend begleitet wurden, und dass Gelegenheiten vertan wurden, auf die Missbräuche von JMM zu reagieren und nachfolgende Übergriffe zu verhindern.

Schließlich beschreibt der Bericht im Detail, dass die Fokolar-Bewegung in jüngerer Zeit Schutzmechanismen entwickelt hat und spricht Empfehlungen aus, die die Schaffung einer geschützten Umgebung ermöglichen sowie Empfehlungen, die grundlegende Veränderungen der Kultur sowie der Struktur und Leitung betreffen“.

Nachdem Margaret Karram, Präsidentin der Fokolar-Bewegung den Bericht gelesen hat, erklärte sie:

„Es gibt keine angemessenen Worte, um den Schock und den Schmerz auszudrücken, den ich angesichts des schwerwiegenden Schadens gegenüber den Kindern und Jugendlichen empfinde, verursacht durch JMM – und, und das sage ich mit großer Erschütterung und Schmerz – nicht nur durch ihn, wie aus den Ergebnissen der Untersuchung hervorgeht“.

Sie wendet sich an die Betroffenen und fügt hinzu: „In diesem Moment sind all meine Gedanken bei Euch, die Ihr Opfer eines schweren Verbrechens geworden seid, das in vielen Fällen Euer Leben zerstört hat.

Euch alle, jede und jeden Einzelnen bitte ich persönlich und gemeinsam mit Ko-Präsident Jesús Morán, im Namen der Fokolar-Bewegung demütig um Vergebung.

Wir müssen anerkennen, dass trotz des Guten, das die Fokolar-Bewegung im Laufe seiner Geschichte gewirkt hat, wir in diesem Bereich versagt haben hinsichtlich Wachsamkeit, Zuhören und Aufnahme des Hilferufs vieler Menschen: Das darf nicht wieder geschehen und steht in totalem Widerspruch zu den Werten, die die Fokolar-Bewegung mit ihrer christlichen Spiritualität berufen ist zu leben.

Ich setze mich im Namen der Fokolar-Bewegung dafür ein, durch Taten, aufmerksames Hinhören und achtsame Aufnahme sowie durch Präventionsmaßnahmen auf die Abschlussempfehlungen einzugehen, die in dem unabhängigen Bericht formuliert werden“.

Die Fokolar-Bewegung ist mehr denn je entschlossen, dafür Sorge zu tragen, dass ihre Gemeinschaften in der Welt Orte der Sicherheit und der gegenseitigen Bereicherung sind. Wie der Bericht der GCPS unterstreicht, hat die Bewegung im Jahr 2011 begonnen, die Maßnahmen zur Prävention von Missbrauch und zum Schutz der Person gründlich in den Blick zu nehmen und zu prüfen. Die Maßnahmen wurden 2014 und nochmals im Jahr 2020 überarbeitet und werden nach einer eingehenden Prüfung der Ergebnisse dieser Untersuchung abermals überarbeitet.

Die Fokolar-Bewegung hat die Französische Bischofskonferenz, das Dikasterium für die Laien, die Familie und das Leben über die Veröffentlichung des Berichts informiert.

Die erste Sorge der Bewegung besteht darin, bestmöglich zu einem Prozess der inneren Wiederaufrichtung der Opfer beizutragen, einschließlich einer finanziellen Entschädigung, wenn das angebracht und gewünscht ist.

Daher hat sich die Fokolar-Bewegung auf Empfehlung der katholischen Kirche in Frankreich an die unabhängige Kommission für Aufklärung und Wiedergutmachung (Commission indépendante de reconnaissance et de réparation, CRR) gewandt, ein multidisziplinäres Organ, das sich aus Experten der Zivilgesellschaft zusammensetzt und durch die CORREF (Conférence des Religieux et Religieuses de France) eingerichtet wurde, mit der Bitte, die Opfer, die das wünschen, auf einem Weg der Wiedergutmachung zu begleiten. Ab sofort können sich Opfer an diese Einrichtung wenden.

E-Mail : victimes@crr.contact

Tel : 09 73 88 25 71 

Webseite : https://www.reconnaissancereparation.org 

Um ihrer Verpflichtung gegenüber den Opfern von JMM nachzukommen, hatte die Bewegung seit einigen Monaten einen Prozess der psychologischen Begleitung und Unterstützung initiiert, koordiniert von Dr. Alexis Vancappel. Dieser Prozess wird für die Betroffenen, die dieses Angebot bereits genutzt haben, beibehalten.

Die Fokolar-Bewegung teilt außerdem mit, dass sie in den kommenden Wochen über die Schritte und Maßnahmen informieren wird, die sie ergreifen wird, um den Empfehlungen, die in diesem Bericht ausgesprochen werden, nachzukommen.

Die Ergebnisse der Untersuchungen werden vollumfänglich veröffentlicht und sind für alle zugänglich auf der Webseite der GCPS Consulting, sowie auf der internationalen und der französischen Webseite der Fokolar-Bewegung. (https://eyut279xk3q.exactdn.com/wp-content/uploads/2023/03/JMM-Inquiry-Report-En.pdf)

Der Bericht ist momentan verfügbar in den Sprachen Englisch, Französisch und Italienisch, nachfolgend wird er auch in den Sprachen Deutsch, Spanisch und Portugiesisch veröffentlicht.

 

Rocco Femia / Stefania Tanesini

 

Kontakt des Ansprechpartners in Frankreich:

Rocco Femia: porte-parole@focolari.fr

Pressekontakt: presse@focolari.fr

 

Für Deutschland stehen für Betroffene sexualisierter Gewalt im Rahmen einer Kontaktstelle Ansprechpersonen zur Verfügung: https://www.fokolar-bewegung.de/seite/intervention-sexualisierte-gewalt  bzw. per Mail an: intervention@fokolar-bewegung.de

 

In Österreich finden Sie hier die entsprechenden Ansprechpersonen:

https://www.fokolar-bewegung.at/seite/ansprechpersonen-sexualisierte-gewalt

 

Und in der Schweiz stehen hier Ansprechpersonen bereit:

https://www.fokolar-bewegung.ch/de/seite/praevention-sexualisierte-gewalt

 

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