Die Jury hat entschieden: 2024 geht der 11. Klaus-Hemmerle-Preis an den kanadisch-tschechischen Kardinal Michael Czerny. Alle zwei Jahre wird die undotierte Auszeichnung an Menschen verliehen, die sich – wie der frühere Aachener Bischof - als Brückenbauer in Kirche und Gesellschaft engagiert haben. Die Laudatio wird Prof. Dr. Dr. Johannes Wallacher, Präsident der Hochschule für Philosophie in München halten.
Der 76-jährige Jesuit Czerny ist in Kanada aufgewachsen und hat sich dort, sowie in Lateinamerika, Afrika und vom Vatikan aus für soziale Gerechtigkeit und insbesondere für die Integration stigmatisierter und marginalisierter Menschen eingesetzt. Die Jury will mit dem Preis sein Engagement als Brückenbauer würdigen und „ein Zeichen setzen für eine Kultur des Miteinanders und der Geschwisterlichkeit, angesichts der Errichtung neuer Mauern und Grenzzäune zur Abwehr von Menschen, die auf der Flucht sind und in Europa Sicherheit suchen“.
Michael Czerny wurde am 18. Juli 1946 in Brünn in der ehemaligen Tschechoslowakei geboren, seine Familie hat aufgrund der jüdischen Herkunft der Mutter unter der Verfolgung der Nazidiktatur gelitten. Czerny wuchs in Kanada auf, trat 1963 dem Orden der Jesuiten in der englischsprachigen kanadischen Provinz bei und wurde 1973 zum Priester geweiht. Schwerpunktthemen seiner Arbeit und seines Engagements sind soziale Gerechtigkeit und der Einsatz für Menschen, die Ausgrenzung und Missachtung erleben. Er war Direktor des Instituts für Menschenrechte in San Salvador und gründete des Afrikanische AIDS-Netzwerk der Jesuiten. Seit 2016 arbeitete Czerny in der Abteilung für Migranten und Geflüchtete des Dikasteriums für den Dienst zugunsten der ganzheitlichen Entwicklung des Menschen. Im September 2019 wurde er von Papst Franziskus zum Bischof geweiht und gleich darauf ins Kardinalskollegium aufgenommen. Im April 2022 übernahm er als Präfekt die Leitung des Dikasteriums für den Dienst zugunsten der ganzheitlichen Entwicklung des Menschen.
Die Jury unterstreicht in ihrer Entscheidungsbegründung, dass sie vor allem Czernys unermüdlichen Einsatz für die Würde des Menschen und die Menschenrechte ehren wolle. Er betone immer wieder, «wie wichtig es ist, Unterschiede zu akzeptieren und von anderen Kulturen zu lernen und wird nicht müde, sich für eine gerechtere Welt stark zu machen». Darin sei er Vorbild und Inspiration für viele.
Die Fokolar-Bewegung ehrt seit 2004 Persönlichkeiten, die sich – wie auch der frühere Aachener Bischof - als Brückenbauer verdient gemacht haben und in besonderer Weise den Dialog zwischen den Kirchen, Religionen und unter verschiedenen Weltanschauungen fördern. Der Preis wird alle zwei Jahre verliehen und ist undotiert. Bisherige Preisträger waren der inzwischen bereits verstorbene jüdische Professor Dr. Ernst-Ludwig Ehrlich (2004), der ehemalige Präsident des Lutherischen Weltbundes, Bischof i. R. Dr. Christian Krause (2006), der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I. von Konstantinopel (2008), Dr. Alfons Nossol, der emeritierte Erzbischof von Oppeln/Polen (2010), Prof. Dr. Hans Maier, der ehemalige bayerische Kultusminister und langjährige Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (2012), die inzwischen verstorbene Lepraärztin Dr. Ruth Pfau (2014), die muslimische AIDS-Ärztin Dr. Noorjehan Abdul Majid aus Mosambik (2016), der ebenfalls inzwischen verstorbene Rabbiner Dr. Henry Brandt aus Augsburg (2018), der orthodoxe Erzbischof Anastasios Yannoulatos von Albanien (2020) und 2022 die ehemalige polnische Ministerpräsidentin Prof. Dr. Hannah Suchocka.