Wort des Lebens für Juni 2025

„Gebt ihr ihnen zu essen!“ (Lukas 9,13)


            Jesus hatte die Jünger ausgesandt, „das Reich Gottes zu verkünden und die Kranken gesund zu machen.“[1] Als sie wieder zu ihm zurückgekehrt waren, wollte er mit ihnen an einen abgelegenen Ort in der Nähe von Betsaida gehen, damit sie sich ausruhen und erzählen konnten, was sie erlebt hatten.

            Aber das blieb nicht unbemerkt, und viele Menschen schlossen sich ihnen an. So kam es, dass Jesus sich ihnen zuwandte, zuhörte, über das Reich Gottes sprach und Kranke heilte. Dann wurde es Abend, und der Hunger machte sich bemerkbar. Die Apostel dachten, Jesus habe schon viel für die Menschen getan und schlugen dem Meister eine logische und praktische Lösung vor: „Schick die Leute weg, damit sie in die umliegenden Dörfer und Gehöfte gehen, dort Unterkunft finden und etwas zu essen bekommen.“ Aber er antwortete: „Gebt ihr ihnen zu essen!“[2]

            Wie sollte das gehen? Sie hatten nur fünf Brote und zwei Fische, und es waren ein paar Tausend Menschen; es war nicht möglich, in dem kleinen Betsaida das Nötige zu finden, ganz davon abgesehen hätten sie auch nicht das Geld gehabt, um es zu kaufen. Jesus wollte den Jüngern die Augen öffnen. Er ließ sich von den Nöten und Problemen der Menschen anrühren, und er wollte ihnen helfen. Auch wenn die Jünger selbst nur wenig hatten, konnten sie Werkzeuge der Barmherzigkeit Gottes sein, der für seine Kinder sorgt. Der Vater greift ein, und doch „braucht“ er den Menschen. Das Wunder „braucht“ unsere Initiative und unseren Glauben, und unser Glaube wird daran wachsen.


            „Gebt ihr ihnen zu essen!“


            Jesus nahm die Nachfrage der Apostel ernst. Er übernahm die Verantwortung, aber sie sollten ihren Teil tun, der zwar klein, aber unabdingbar war. Jesus löste das Problem nicht für sie; das Wunder geschah, aber es erforderte ihr Zutun mit allem, was sie hatten und zur Verfügung stellen konnten.

            Jesus kennt uns, er weiß, was das Leben mit sich bringen kann, und deshalb möchte er, dass wir von ihm lernen, uns umeinander zu kümmern. Angesichts der Bedürfnisse der anderen können wir uns nicht herausreden und etwa denken: „Das ist nicht unsere Aufgabe.“ – „Ich kann da nichts machen.“ – „Das geht uns allen so.“ In der Welt, die Gott will, sind diejenigen selig zu preisen, die den Hungrigen zu essen geben, die Armen kleiden und die Bedürftigen besuchen.[3]


            „Gebt ihr ihnen zu essen!“


            Diese Episode erinnert in einigen Details an das Bild des im Buch Jesaja beschriebenen Festmahls, das Gott selbst allen Völkern anbietet, wenn er „die Tränen von jedem Gesicht abwischen“ wird.[4] Es wird erwähnt, dass Jesus die Menschen sich in Gruppen von 50 Personen setzen ließ, wie damals bei großen Anlässen üblich. Das deutet auf die Bedeutung dieses gemeinsamen Mahls hin. Jesus ist der Sohn Gottes. Er lädt zum Festmahl, das zum Zeichen wird für das Mahl, in dem Jesus sich selbst gibt und für uns zum Brot des Lebens wird.[5]

            Angesichts der vielen Nöte während der Corona-Pandemie hatte die Fokolar-Gemeinschaft von Barcelona über soziale Netzwerke eine Gruppe gegründet, um Bedürfnisse, Güter und Ressourcen miteinander zu teilen. Es war beeindruckend zu sehen, wie Möbel, Lebensmittel, Medikamente oder auch Haushaltsgeräte in Umlauf gebracht wurden ... Denn „allein können wir wenig erreichen“, sagten sie, „aber gemeinsam können wir viel tun.“ Bis heute trägt die Gruppe „Fent família“ („Seid Familie“) dazu bei, dass – wie in den ersten christlichen Gemeinschaften – niemand unter ihnen Not leidet.[6]

Silvano Malini und Team 

 

 

                © Alle Rechte an der deutschen Übersetzung beim Verlag NEUE STADT, München

                Das „Wort des Lebens“ erscheint auch in der Zeitschrift NEUE STADT. Eine kostenlose Probenummer oder ein Abonnement (jährlich € 47,- bzw. CHF 64.90) können Sie bestellen bei: Redaktion NEUE STADT, Hainbuchenstraße 4, 86316 Friedberg, redaktion@neuestadt.com oder bei Verlag Neue Stadt, Heidengasse 5, 6340 Baar, verlag@neuestadt.ch


 

[1] Lukas 9,2

[2] Lukas 9,12f

[3] Vgl. Matthäus 25,35-40

[4] Jesaja 25,8

[5] Vgl. Johannes 6,35

[6] Vgl. Apostelgeschichte 4,34