„Mit dem Reich Gottes ist es so, wie wenn ein Mann Samen auf seinen Acker sät; dann schläft er und steht wieder auf, es wird Nacht und wird Tag, der Samen keimt und wächst.“ (Markus 4,26f)
Jesus sprach oft über das Reich Gottes, es ist der Kern der Botschaft Jesu im Markus-Evangelium. Im „Wort des Lebens“ für diesen Monat beschreibt er es mit dem Bild vom Samen, der in die Erde fällt, aufgeht und Frucht bringt.
Was bedeutet das Reich Gottes für uns heute? Wir stehen als Einzelne und als Gesellschaft immer im Spannungsfeld von Erwartungen und Enttäuschungen. Wo zeigt sich denn das Reich Gottes? Wenn es doch wie der Same ausgesät wurde, warum sehen wir dann nicht die Früchte von Frieden, Sicherheit, Glück?
„Mit dem Reich Gottes ist es so, wie wenn ein Mann Samen auf seinen Acker sät; dann schläft er und steht wieder auf, es wird Nacht und wird Tag, der Samen keimt und wächst.“
Dieses Wort drückt aus, wie sehr Jesus auf Gott vertraut. „Durch Jesus, der auf die Erde gekommen ist, und durch seinen Sieg ist dieses Reich in der Welt schon gegenwärtig. Seine Vollendung, mit der die Geschichte enden wird, ist schon sicher. Die Kirche ist die Gemeinschaft der Menschen, die an dieses Reich glauben, und sie ist zugleich sein Anfang.“[1]
Wer Jesu Wort aufnimmt, kann sich selbst – und vielleicht auch andere – für das Geschenk Gottes öffnen und die Hoffnung auf seine Liebe bewahren.
„Wir werden weder durch menschliche Anstrengung noch durch asketische Übungen, weder durch Studium noch durch wissenschaftliche Erkenntnis ins Reich Gottes gelangen. Vielmehr kommt Gott selbst auf uns zu, offenbart sich uns durch sein Licht und berührt uns mit seiner Gnade. Wir können uns auf keine Verdienste berufen, um das Recht auf dieses Geschenk Gottes zu erlangen. Das Reich Gottes wird uns ganz umsonst angeboten.“[2]
„Mit dem Reich Gottes ist es so, wie wenn ein Mann Samen auf seinen Acker sät; dann schläft er und steht wieder auf, es wird Nacht und wird Tag, der Samen keimt und wächst.“
Die Saat braucht vom Bauern nicht ständige Arbeit oder Kontrolle, sondern vielmehr die Fähigkeit zum geduldigen Warten, während die Natur ihren Lauf nimmt.
Säen wir den Samen des Reiches Gottes großzügig und vertrauensvoll aus, behalten wir ihn nicht für uns. Das Reich Gottes wächst in der Stille, auch im Dunkel unserer Nächte.
Wir können jeden Tag darum bitten: „Dein Reich komme.“
Dieses Wort will uns Vertrauen in die Kraft der Liebe schenken, die zu ihrer Zeit Frucht bringt. Es lehrt uns die Kunst der geduldigen Begleitung dessen, was alleine wachsen kann, ohne die Sorge um die Ergebnisse; es macht uns frei, dem Mitmenschen im gegenwärtigen Augenblick zu begegnen, seine vielleicht schlummernden Gaben wertzuschätzen und ihm die Zeit zu lassen, die er braucht.
„Einen Monat vor seiner Hochzeit rief unser Sohn an und sagte uns voller Sorge, dass seine Verlobte wieder Drogen nahm. Er bat uns um Rat. Die Antwort ist uns nicht leichtgefallen. Wir hätten die Situation nutzen können, um ihn davon zu überzeugen, sie zu verlassen, aber das schien uns nicht richtig. Also sagten wir ihm, dass er die Antwort in seinem Herzen finden würde. Nach einer langen Pause sagte er: ‚Ich glaube, ich kann den Schritt wagen.‘ Sie haben geheiratet, und nach der Hochzeit haben sie eine Entzugsklinik gefunden, die auch ambulante Begleitung anbietet. 14 Monate sind vergangen, in denen unsere Schwiegertochter ihrem Vorsatz treu geblieben ist, keine Drogen zu nehmen. Es ist ein langer Weg für uns alle, aber die Liebe des Evangeliums, die wir manchmal auch unter Tränen versuchen zu leben, gibt uns die Kraft zu lieben.“
Letizia Magri und Team
© Alle Rechte an der deutschen Übersetzung beim Verlag NEUE STADT, München
Das „Wort des Lebens“ erscheint auch in der Zeitschrift NEUE STADT. Eine kostenlose Probenummer oder ein Abonnement (jährlich € 47,- bzw. CHF 64.90) können Sie bestellen bei: Redaktion NEUE STADT, Hainbuchenstraße 4, 86316 Friedberg, redaktion@neuestadt.com oder bei Verlag Neue Stadt, Heidengasse 5, 6340 Baar, verlag@neuestadt.ch
[1] Chiara Lubich, „Wort des Lebens“, August 1983
[2] Chiara Lubich, „Wort des Lebens“, Oktober 1979