Vom Sonntagabend, den 3. Oktober, bis Dienstagnachmittag, den 5. Oktober 2021 fand im Begegnungszentrum Ottmaring die Tagung „Weggemeinschaft der Hoffnung“ statt, um der 1700 Jahre jüdischen Lebens in Deutschland zu gedenken. Verschiedene Expertinnen und Eperten für den jüdisch-christlichen Dialog haben mitgestaltet: Franz Sedlmeier, der an der Uni Augsburg Altes Testament lehrt und seit vielen Jahren dem ehemaligen Rabbiner Henry Brandt freundschaftlich verbunden ist, Joseph Sievers, Experte für jüdische Literatur in der Zeit des Hellenismus und lehrt am päpstlichen Bibelinstitut in Rom. Der Pastoraltheologe Hanspeter Heinz ist mit der Buber-Rosenzweig-Medaille ausgezeichnet worden, seit 1974 leitet er den Gesprächskreis Juden und Christen im Zentralkomitee der deutschen Katholiken.
Eröffnet wurde die Tagung am Sonntagabend mit Grußworten des katholischen Bischofs von Augsburg Bertram Meier, der Präsidentin der Fokolar-Bewegung Margaret Karram und dem ehemaligen Landesrabbiner Henry G. Brandt. Eine festliche Note brachte das Konzert der Augsburger Gruppe Feygele mit liturgischen Gesängen und traditionellen Klezmerstücken.
Erster Schwerpunkt am Montagmorgen war ein von Franz Sedlmeier gebotener Überblick über die Geschichte der Beziehung von Juden und Christen: Von der Ver-gegnung (Martin Buber) zur Begegnung.
Joseph Sievers hat seinen Weg in die Judaistik beschrieben – mit vielen interessanten Stationen: Freundschaften und bedeutsamen Veranstaltungen wie der Konferenz zum Thema Jesus und die Pharisäer am päpstlichen Bibelinstitut 2019.
Der mit Joseph Sievers befreundete Diplomat Dr. Mordechai Lewy, der israelischer Botschafter im Vatikan war und zur mittelalterlichen Geschichte des Judentums in Zentraleuropa promoviert hat, antwortete in einer Zoom-Verbindung auf vielfältige Fragen sehr ausgewogen, nüchtern und informativ.
Eine weitere Zoom-Verbindung wurde mit der ebenfalls mit Joseph Sievers befreundeten argentinischen Rabbinerin Silvina Chemen in Buenos Aires hergestellt. In ihrer enthusiastischen Art begeisterte sie die Teilnehmenden für die konkreten Initiativen, die Juden, Christen und Muslime in ihrer Umgebung zusammenbringen.
Der Tag klang aus mit einem weiteren festlichen Abend, an dem Peter Seifert Spuren jüdischer Spiritualität in der Popkultur am Beispiel zweier Lieder von Paul Simon aufzeigte.
Die erste Stunde am Dienstagmorgen war dem Dialog zwischen dem jüdischen Philosophen Emmanuel Lévinas und Bischof Klaus Hemmerle gewidmet, der 1986 stattgefunden hat. Zwei Sprecher rezitierten die Texte der beiden Dialogpartner, die dann von Hanspeter Heinz und Herbert Lauenroth kommentiert wurden. Es war ein Erfordernis der intellektuellen Redlichkeit, sich einzugestehen, dass dieser Dialogversuch im letzten missglückt ist. Für alle die Erkenntnis, dass wir in diesem Dialog nicht mit einfachen Erfolgen rechnen dürfen.
Ein weiterer Schwerpunkt am Dienstagvormittag war das aufgezeichnete Interview mit der Münchener jüdischen Lehrerin Michaela Rychlá, die darüber sprach, wie sie den jüdischen Glauben an die jüngeren Generationen weiterzugeben versucht.
Sehr deutlich wurde durch die exemplarischen Beiträge der reiche kulturelle Beitrag, den Jüdinnen und Juden in den Dialog mit Christinnen und Christen eingebracht haben.
Text: Peter Seifert