Sie lassen einen nicht los, die schrecklichen Nachrichten aus Syrien, besonders aus Aleppo. Einige Solinger wollten ihrer Ohnmacht Ausdruck verleihen und riefen zu einer Mahnwache. Mehr als 100 Menschen kamen.
U. aus Solingen ist es Leid: Die Ohnmacht, Hilflosigkeit und abgrundtiefe Trauer, die sie beim Verfolgen der Nachrichten aus Aleppo befällt, braucht ein Ventil. Auf einer Feier im Freundeskreis denkt sie laut darüber nach und findet schnell Mitstreiter für ihre Idee: Am Donnerstag vor Weihnachten soll um 17 Uhr in der Stadtmitte von Solingen eine Mahnwache stattfinden. Und dann jede Woche wieder.
U. nimmt Kontakt mit den Behörden auf und erhält sehr schnell die Genehmigung. P., ein pensionierter Lehrer, malt und sägt und nagelt die Plakate. Viele andere geben die Nachricht weiter, und tatsächlich: Mehr als 100 Menschen finden den Weg zu dem zentralen Platz in der Solinger Innenstadt. Es sind Christen aus allen Konfessionen, Muslime, Menschen ohne religiöse Überzeugung, Politiker jeglicher Couleur, Passanten, Eingeladene... und es werden immer mehr im Laufe der 30 Schweige-Minuten. Jeder hat ein Licht mitgebracht, ein kleines nur, aber jedes dieser kleinen Lichter spendet Hoffnung.
Ein Geistlicher der Evangelischen Nachbargemeinde möchte unbedingt das Schild mit der Aufschrift „Frieden auf Erden“ hochhalten. Er erklärt, warum: „Eigentlich hatte ich keine Zeit zu kommen, denn ich muss meine Weihnachtspredigt zum Thema „Frieden auf Erden“ schreiben. Als ich von dieser Mahnwache hörte, konnte ich nicht zuhause sitzen bleiben. Erst jetzt, wo ich dieses Schild hochhalte, weiß ich, dass ich auch darüber predigen kann!“
Jugendliche aus Syrien haben ihre Fahne mitgebracht und schwenken sie immer noch, auch nachdem die meisten Mahner schon wieder weg sind. Aleppo schreit zum Himmel. Friede auf Erden.