Zur Hoffnung berufen

Eine große Torte wird in den Saal geschoben, ein vielstimmiges „Happy birthday“ erklingt. 

Das ökumenische Netzwerk „Miteinander für Europa“ feiert sein 25-jähriges Bestehen. Den Rahmen dafür bildete das jährliche Trägerkreistreffen vom 31. Oktober bis 2. November 2024. Bei aller Dankbarkeit für die gemeinsame Geschichte ging es bei der Begegnung auf dem Seggauberg bei Graz aber vor allem darum, das Motto dieser Tage zu vertiefen: „Zur Hoffnung berufen“. 

Was gibt Hoffnung? Für die etwa 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus 19 Ländern Europas und mehr als 50 Bewegungen und Gemeinschaften ist es die Gewissheit, dass Jesus Christus gegenwärtig ist – unter ihnen und in Europa. Er bildet die Mitte. Er schafft das Miteinander. Er ermöglicht es, das Wirken Gottes im anderen und in der anderen Gemeinschaft zu erkennen. Er öffnet die Herzen zur Versöhnung, derer auch Christen immer wieder bedürfen. Um die Beziehungen auf ein festes Fundament zu gründen, haben die Gemeinschaften schon 2001 ein „Bündnis der Liebe“ geschlossen, das sie jährlich erneuern. Und das beständig neue Früchte trägt. So berichtete Reinhardt Schink, Generalsekretär der Evangelischen Allianz in Deutschland, von der behutsamen Erarbeitung eines Artikels für ihre Zeitschrift EINS-sein. Er sollte Impulse aus einem Vortrag von Herbert Lauenroth, katholisches Mitglied des Leitungskomitees von „Miteinander für Europa“, der evangelikalen Bewegung zugänglich machen. Das verlangte beiden Seiten viel ab und war so schon in der Entstehung ein Zeugnis für eine christliche Weggemeinschaft.

Es bleibt herausfordernd, wie solche Erfahrungen des „Miteinander“ fruchtbar „für Europa“ werden können. Was gibt Europa Hoffnung? In Graz waren zwei ehemalige Premierminister anwesend – Eduard Heger aus der Slowakei und Alojz Peterle aus Slowenien. Zusammen mit der Wiener Sozialethikerin Ingeborg Gabriel und dem katholischen Ortsbischof Wilhelm Krautwaschl tauschten sie sich in einem Podiumsgespräch über die Frage aus: „Wie kommen wir aus der Polarisierung in ein Miteinander?“ Sie waren sich einig, dass Christen ihre Identität deutlicher zur Sprache bringen sollten – respektvoll, und doch selbstbewusst. Und sie machten deutlich, dass „verbales Abrüsten“ und Zuhören erforderlich sind.

Doch bleibt es bisher noch ein wenig unklar, wie das Zeugnis der Christen in der Politik Ausdruck einer versöhnten Vielfalt sein kann, Ausdruck dessen, was das „Miteinander für Europa“ nach innen so beeindruckend lebt. Kein leichtes Unterfangen. Eine nächste Gelegenheit dazu könnte der Europatag am 9. Mai sein – traditionell ein Tag, an dem das „Miteinander für Europa“ auf regionaler und nationaler Ebene zu Veranstaltungen einlädt. Auch hier gibt es ein Jubiläum zu feiern: 2025 ist es 75 Jahre her, dass der damalige französische Außenminister Robert Schuman seine berühmt gewordene Erklärung abgab, die ein wesentlicher Anstoß für die europäische Einigung war. 

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