Für die einen ist es die Geburtsstunde der Fokolar-Bewegung. Für sie war es ihre persönliche Antwort an einen Gott, der sich ihr als Liebe offenbart hatte.
Trient, Nord-Italien: am 07. Dezember des Jahres 1943 gibt die junge Lehrerin Sylvia Lubich diesem Gott der Liebe ihre Antwort - ihr Ja. Sie weiht ihm ihr Leben. Bald folgen Menschen aus ihrer Umgebung ihren Inspirationen. Die „Spiritualität der Einheit“ entsteht.
Auch 75 Jahre danach lassen sich Menschen von Chiara Lubich (1920–2008) inspirieren.
Maria Celeste Mancuso gehört dazu. Die Argentinierin ist Lehrerin von Beruf. Sie erinnert sich. “Von 1976 bis 1983 beherrschte das Militär unser Land. In dieser Zeit hörte ich das erste Mal von Chiara Lubich und ihrem „Ideal“.
Die Militärs hatten damals meinen Bruder entführt. Er war 24. Dann kam die Nachricht, dass sie ihn ermordet hatten. Wir waren am Boden zerstört. Damals traf ich zufällig einige Jugendliche, die mir gut taten. Wie sie ihren persönlichen Schmerz annahmen, dass war neu für mich. Dabei hatten die Worte von Jesus am Kreuz „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ eine enorme Bedeutung für sie.
Ich begann, auch so zu leben und fand später die Kraft, den Mördern meines Bruders zu verzeihen. Das war befreiend. Heute engagiere ich mich auf meine Art in der Fokolar-Bewegung. Beruflich habe ich mich für eine Schule entschieden, in der ich vor allem Schüler aus schwierigen Verhältnissen treffe. Da geht es weniger darum, ihnen Wissen zu vermitteln, sondern eher darum, dass sie ihre Würde entdecken können.
Ansonsten fühle ich mich nicht nur als Südamerikanerin, sondern als Weltbürgerin und bin verbunden mit allen, die diese neue Lebensart der weltumspannenden Geschwisterlichkeit gut finden. Handeln auf Augenhöhe eben."
Arthur Ngoy stammt aus der Demokratischen Republik Kongo. Dort praktiziert er als Arzt. Auch sein erster Kontakt mit den spirituellen Gedanken von Chiara Lubich fiel in eine für ihn schmerzhafte Phase seines Lebens.
„Ich hatte gerade einige Freunde bei einem Unfall verloren, in den auch ich verwickelt war. In dieser schweren Zeit hörte ich zum ersten Mal von Chiara Lubich. Sie, so erzählte man mir, hatte mitten im Zweiten Weltkrieg Gott als Liebe erkannt.
Dieser Gedanke berührte mich tief, so tief, dass ich beschloss, mich wie sie vom Evangelium führen zu lassen. Was hieß das? Konkret hieß das: Verweigerung der Korruption, die in meinem Land an der Tagesordnung ist und ärztliche Berufsausübung, in der die Patienten an erster Stelle stehen.
2007 erlebte ich den schwersten Augenblick meines Lebens: mein Sohn wurde bei einem Autounfall getötet. In Afrika werden solche Ereignisse häufig sehr dramatisch interpretiert. Man schlug mir vor, mich scheiden zu lassen, meinen Beruf aufzugeben oder auszuwandern.
Von Chiara Lubich hatte ich gelernt, dass ich in jeder Situation „lieben“ kann. Das hat mir geholfen. Heute bin ich nach wie vor mit meiner Frau zusammen, bin weiter als Arzt tätig und das in meiner afrikanischen Heimat.“