„Wir können die Einheit nicht selber machen“, ist Metropolit Anastasios Yannoulatos überzeugt. „Der Heilige Geist macht das. Je mehr wir jedoch frei sind von uns selbst,“ fuhr der Klaus-Hemmerle-Preisträger 2020 fort, „desto mehr können wir ihn finden in uns und untereinander.“
Bezogen auf die Ökumene, für die er sich seit fünf Jahrzehnten engagiert, bezeichnete er sich als Realist. Er betonte die Fortschritte, ohne zu verschweigen, dass der Weg zur Einheit noch weit scheint. „Oft bitten wir Gott um Wunder. Dabei sehen wir nicht die Wunder, die wir in Händen halten“, mahnte der 90-jährige.
Erzbischof Augoustinos Lambardakis kennt den Preisträger seit über 50 Jahren persönlich. Der Metropolit der griechisch-orthodoxen Kirche von Deutschland würdigte das ökumenische Engagement seines Landsmannes ausdrücklich. „Alle Konfessionen haben sich über den Preis für Metropolit Anastasios gefreut, weil er jemand ist, der für alle da ist.“
Bürgermeisterin Marianne Conradt hatte zum Empfang in den Weißen Saal des Rathauses geladen. Sie hob die Bedeutung des Klaus-Hemmerle-Preises für die Stadt Aachen hervor. Sie erinnerte an die bewegte Vita des Preisträgers.
Der gebürtige Grieche wurde mit 33 Jahren geweiht und ging als Missionar nach Uganda. Nach einer gefährlichen Malaria-Erkrankung kehrte er nach Europa zurück. 1972 begann er seine Professur für Religionsgeschichte an der Universität von Athen und wurde im gleichen Jahr zum Bischof geweiht. 1991 kehrte er für zehn Jahre nach Ostafrika zurück. Sein besonders Anliegen war, die lokale Leitung der Kirchen in Kenia, Uganda und Tansania zu fördern. 1991 entsandte ihn der ökumenische Patriarch Bartholomeos nach Albanien, um dort nach der kommunistischen Ära des Landes die orthodoxe Kirche wieder aufzubauen. 1992 wurde er als Oberhaupt der orthodoxen Kirche von Albanien eingesetzt und wurde ab dann häufig als Erzbischof von Tirana und aller Atheisten bezeichnet.
Am Abend wurde Metropolit Anastasios Yannoulatos der Klaus-Hemmerle-Preis im Aachener Dom verliehen. Die Laudatio hielt Kardinal Kurt Koch, der Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Christen im Vatikan.