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Die goldene Regel verbindet

Muslime und Christen im Dialog: rund 200 Teilnehmende an der Online-Veranstaltung vom 21.2. „Die Farben unseres Lebens in unserem gemeinsamen Haus der Erde“.

Vereint in der Hoffnung

Diese Öffnung hin auf eine Gemeinschaft aller Menschen wurzelt bereits im Koran, wie der im Kanton Aargau lebende Kadir Celik, Physiker und Dichter, in einem Gebet deutlich machte. Markus Moll, katholischer Priester aus Adliswil ZH, trug ein Gebet von Papst Franziskus aus dessen Schrift „Alle Brüder und Schwestern“ (fratelli tutti) vor: „Gib, dass unser Herz sich allen Völkern und Nationen der Erde öffne, damit wir das Gute und Schöne erkennen, das du in sie eingesät hast, damit wir engere Beziehungen knüpfen, vereint in der Hoffnung und in gemeinsamen Zielen.“
 

Spiegelbilder Gottes werden

„Dieser Geist der Geschwisterlichkeit kommt in allen Religionen in der sogenannten „Goldenen Regel“ zum Ausdruck: „Was du dir von anderen erwartest, das tue auch ihnen“, hoben die beiden Moderatoren der Tagung, die Christin Selina Saleem, und der Muslim Taha Yunus Erdemli, hervor. Tersa Luzia Wehrle, langjährige Mitarbeiterin im Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK) und erfahren im interreligiösen Dialog, nahm in ihrem Impuls darauf Bezug: „Wenn wir diese Regel in unserem Alltag verwirklichen, werden wir immer mehr das Spiegelbild Gottes, damit die Welt eine einzige Familie werden kann.“

Einsatz für den Frieden

Wie diese Liebe in der Familie, im Beruf, im Gebetsleben und in der Gesellschaft lebendig wird, erzählten Mehmet Basata, Rukiye Erdemli, Lukas und Katia Häner sowie Andreas Amann: Die Lebenszeugnisse zeigten auf, dass der Glaube an Gott, das Leben aus seiner Liebe, Freude und Glück vermitteln und Leid überwinden helfen. Dialog-Erfahrungen aus Jordanien, Italien und der Elfenbeinküste öffneten auf den weltweiten Horizont hin: „Um einen stabilen Frieden in dieser Welt zu garantieren, braucht es nicht Gleichmacherei, die Menschen müssen nicht bekehrt werden oder dieselben Überzeugungen haben. Nein, es geht darum zu lernen, miteinander umzugehen“, sagte eine Muslimin aus Jordanien in einer Video-Einspielung.

Keine Angst vor "Fettnäpfchen"

In einem weiteren Beitrag stellte Hasan Hatipoglu jährlich stattfindende Klausur-Tagungen vor, die seit 2011 dem christlich-muslimischen Dialog gewidmet sind. Grundlage sind Texte von Chiara Lubich, Gründerin der im interreligiösen Dialog tätigen Fokolar-Bewegung, sowie Text-Quellen aus dem Islam. „Wir pflegen einen offenen, ehrlichen Dialog auf Vertrauensbasis, in einer familiär-geschwisterlichen Atmosphäre und haben keine Angst, auch mal in ein Fettnäpfchen zu treten.“ Die Themen im Cluster 2020 waren: Jesus in seiner Verlassenheit am Kreuz; Jesus in der Mitte der Gläubigen; Geschwisterlichkeit im Islam; Islam und Gewaltlosigkeit. Ausserdem berichteten zwei Jugendvertreter, Fethullah Gökkus, Leiter der Kommission für Jugendarbeit der Hizmet-Bewegung Schweiz, sowie Manuel Ledergerber, Student an der Zürcher Hochschule der Künste, engagiert in der Fokolar-Bewegung, über ihre Arbeit mit jungen Menschen, die nach Sinn in ihrem Leben suchen.

Zum Abschluss der Zoom-Veranstaltung hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit, sich in Gruppenräumen online über die Tagung auszutauschen.

Gegenseite Lernerfahrungen

Eine Teilnehmerin brachte es so auf den Punkt: „Die Tagung war für mich ein echter Beitrag zur interreligiösen Gemeinschaft von Muslimen und Christen. Keine Gemeinschaft kann ihre Ideale, ihre Werte, ihre Tugenden allein in die Tat umsetzen. Gemeinschaft lebt aus der Einsicht, dass wir durch Begegnung und Kommunikation sowie aufgrund von gegenseitigen Lernerfahrungen überhaupt erst ein ‚Wir‘ werden.“ www.dialogbaar.ch
 

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