Mit einem Symposium unter dem Titel: „Das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns…“ (Joh 1,14) wurde in Ottmaring vom 22.-24. Juni 2018 das 50jährige Bestehen des ökumenischen Lebenszentrums begangen.
240 Festgäste waren gekommen, um miteinander zu danken und zu feiern. Es war ein fröhliches, buntes Publikum: Angehörige der beiden Gemeinschaften, die das Zentrum seit 50 Jahren tragen (Vereinigung vom gemeinsamen Leben und Fokolar-Bewegung) aus der Schweiz, Österreich, Italien und Deutschland; Weggefährten aus anderen christlichen Gemeinschaften, alte und neue Freunde, darunter Verantwortliche aus Kirchen und Politik: der evangelische Regionalbischof von Augsburg, Michael Grabow mit seiner Gattin; der rumänisch-orthodoxe Erzbischof und Metropolit für Deutschland, Zentral- und Nordeuropa, Serafim Joantӑ; der frühere evangelische Regionalbischof von Augsburg, Ernst Öffner; Kirchenrätin Maria Stettner vom Ökumenereferat der Bayerischen Landeskirche München und der 1. Bürgermeister von Friedberg, Roland Eichmann.
Sie alle nahmen lebhaften Anteil an diesem Fest zur Ehre Gottes, der vor 50 Jahren katholische und evangelische Christen dazu bewegte, sich auf ein solch konkretes ökumenisches Abenteuer einzulassen. Und Er war es auch, der sie in diesen 50 Jahren durch alle Höhen und Tiefen durchgetragen und immer wieder ermutigt hat, mehr auf ihn zu setzen, als auf alle unvermeidlichen Missverstände und Ungereimtheiten in diesem intensiven ökumenischen Miteinander zweier Gemeinschaften, deren Kirchen immer noch um die Einheit ringen.
Vermutlich haben die Bewohner des Zentrums nicht im Traum damit gerechnet, dass anlässlich dieses runden Geburtstages ein solcher Regen von dankbarer Anerkennung und großer Wertschätzung auf sie herabkommen würde: von den Grußworten der Kurienkardinäle Kasper und Koch, des Nuntius von Venezuela, Aldo Giordano, des em. Landesrabbiners Henry G. Brandt bis hin zu Kommunalpolitikern, die sich dafür bedankten, dass sie im Ökumenischen Lebenszentrum einen verlässlichen Partner gefunden haben, der immer bereit ist zur Mitarbeit und ein wichtiges Zeichen der Offenheit und Dialogbereitschaft in der Gesellschaft setzt. Vielleicht aber waren besonders die Gruß- und Dankesworte bewegend, die von jungen Erwachsenen kamen, die im Lauf dieser Jahre eine Zeit in Ottmaring verbracht haben: Sie haben heute zum Teil verantwortungsvolle Stellungen in Politik und Gesellschaft inne und zögern nicht, viele ihrer Stärken und Talente dem Leben als Kinder und Jugendliche in Ottmaring zuzuschreiben, wo sie in Gärten ohne Zäune miteinander spielten und redeten, wo sie immer willkommen waren und den Raum fanden, um sich selbst zu finden in einem größeren Ganzen.
Das reiche Programm der Tage – übrigens bis auf die Minute getimt – nahm die Gäste mit in einen bunten Bilderbogen der Vergangenheit, in die aktuellen Herausforderungen und Früchte der Gegenwart und in einen spannenden und faszinierenden Ausblick in die Zukunft des Zentrums. Dabei trug die Gewissheit, dass nicht wir sie machen und erfinden müssen durch große Projekte und Vorhaben, sondern dass sie selbst auf uns zukommen wird, und dass wir sie verstehen werden im Hinhören auf die Stimme Gottes, der – das haben wir in 50 Jahren gelernt – sich im jeweils anderen zu erkennen geben wird.
Ulli Büechl