"Wir sind Brückenwesen"
Beim Neujahrsempfang in Solingen wird Klaus Hemmerle gedacht. Anlass: der 25. Todestag des Aachener Bischofs.
„Der Bau der Müngstener Brücke, fertiggestellt 1897, verkürzte den Weg von Solingen nach Remscheid von 44 Kilometer auf gerade mal vier.“ Carolin Artmann, Hausleiterin des „Zentrum Frieden“ in Solingen, bringt es auf den Punkt: gelungene Verbindungen über Täler hinweg eröffnen ungeahnte Möglichkeiten.
Genau darum geht es beim Neujahrsempfang an diesem Abend. Regina-Maria Lösch vom Fokolar Solingen nimmt den Gedanken auf und führt durch ein Programm, das den rund 100 Gästen einige Brückenbauten und Brückenbauer vorstellt.
Zunächst ist da Dr. Wilfried Hagemann, angereist aus Bocholt, der Jahrzehnte ein enger Freund und Begleiter des vor 25 Jahren verstorbenen Aachener Bischofs Klaus Hemmerle war. Anhand von Fotos zeigt er den Zuhörern, wie Hemmerle Zeit seines Lebens Brücken gebaut hat: im Gespräch mit Jugendlichen, Gewerkschaftlern und Päpsten, mit Katholiken, Juden und Muslimen. Hemmerle ging überall hin, man konnte ihn alles fragen, er konnte zuhören und Nähe schenken. „Kirche kann nur Kirche sein, wenn sie sich auf den verlassenen Menschen ausrichtet.“
Der SPD-Politiker und nordrhein-westfälische Landtagsabgeordnete Josef Neumann hat Brückenfotos aus aller Welt mitgebracht, anhand derer der gebürtige Pole die Zuhörer an „Brückenbauten“ aus seinem Leben teilnehmen lässt: der Aufbau des Deutsch-Polnischen Jugendwerkes; die Arbeit am „Haus Müngsten“ unter der Brücke, in dessen Restaurant Behinderte arbeiten; die Erstellung eines Leitfadens zum Interreligiösen Dialog als Antwort auf Terroranschläge; Fairer Handel - und Flüchtlinge auf dem Mittelmeer. Neumann berichtet sehr konkret, wie er mit Hilfe eines weltweiten Netzwerkes tragfähige Brücken baut, über die Menschen, besonders wenn sie in Not sind, gehen können.
Die Eindrücke der Gäste sind vielfältig.
„Wie wichtig ist es doch, Kontakte zu pflegen, offen zu sein, zuzuhören, um dann wirklich helfen zu können.“
„Auch wenn man nicht religiös ist, kann man viele der Anregungen aufgreifen und umsetzen.“
„Im Alter könnte man verzweifeln: Wo soll man anfangen, etwas zu verändern? Ich tue das hier vor Ort, in dieser Stadt, ich will Ungerechtigkeiten und Notsituationen verändern, die große Welt überlasse ich den Jungen.“