Bericht aus Mexiko - Isabel

Isabel war 2015/16 für ein Jahr in Mexiko

Es lässt sich ganz schwer in Worte fassen was meine Zeit in Mexiko so besonders macht. Das Wichtigste ist wohl die Gemeinschaft mit den Mädels, mit denen ich zusammen in einem Haus wohne. Wir waren in unterschiedlichen Besetzungen bis jetzt zwischen 6 - 13 junge Frauen zwischen 17 – 27 Jahren aus Mexiko, Guatemala, El Salvador und Deutschland.

Als so bunt zusammengewürfelter Haufen, ist es nicht immer leicht mit einander klarzukommen. Jede hat ihren eigenen Charakter und durch das gemeinsame Wohnen und Arbeiten hockt man auch noch 24 Stunden aufeinander. Trotzdem verstehen wir uns alle sehr gut, wir bezeichnen uns immer als Schwestern und sie sind wirklich wie meine Schwestern. Ich habe sie sehr lieb gewonnen und würde alles für sie tun, aber manchmal nerven sie einfach auch nur, so wie echte Schwestern eben.

Wie gesagt, wir verstehen uns alle gut, aber zu Monse und Haydde habe ich die beste Beziehung. Monse leiht sich ganz oft Klamotten von mir aus und wir hatten jetzt die Idee, einfach unsere Sachen in einen Kleiderschrank zu packen, weil echt fast kein Tag vergeht, an dem ich nicht was von Monse oder Monse was von mir anhat. Mit ihr kann ich auch am besten reden.

Wir haben total viel Spaß bei der Arbeit, tanzen durch die Bäckerei, lachen viel und reden über alles Mögliche. Dadurch das Monse ins andere Zimmer umgezogen ist und ich wegen der Arbeit in der Schule (Ich unterstütze 2 Tage in der Woche die Englischlehrerin der 7.-9.Klasse) nur noch 3 Tage in der Bäckerei bin, sehen wir uns nicht mehr soooo viel wie vorher. Aber ich vermisse sie. Die Freundschaft zwischen uns ist jetzt noch stärker geworden.

Wie ich ja schon erwähnt habe, arbeite ich auch in der Bäckerei. Dort arbeite ich zusammen mit einigen der Mädels aus meinem Haus und einer Verantwortlichen, die ausgebildete Konditorin und Köchin ist. Montag bis Freitag sind wir am Vormittag dort und backen verschiedene Dinge von Torten über Plätzchen zu Pizza und gefüllten Teigtaschen. Die Arbeit ist nicht so sehr anspruchsvoll, also man kommt schnell rein, aber ich lerne trotzdem viel und es macht Spaß. (Außer an den Tagen, an denen wir nur putzen müssen.) Alles was wir backen, verkaufen wir auch selber, entweder gehen wir dafür ins Dorf und bieten unsere Sachen dort an oder sie gehören zu den Bestellungen, die das Begegnungszentrum uns aufträgt.

Dieses Begegnungszentrum gehört, genauso wie die Bäckerei und unser Haus, zu einer Siedlung der Fokolar-Bewegung. Dazu gehören außer uns noch eine Familie und ca. 30 Erwachsene, die in Gemeinschaften leben. Die meisten davon arbeiten im Begegnungszentrum oder in der Schule, die von der Fokolar-Bewegung gegründet wurde.

Durch die gemeinsame Arbeit im Begegnungszentrum, in dem wir an manchen Wochenenden in der Küche oder beim Putzen helfen, und auch darüber hinaus durch das Interesse aneinander, die Fürsorge und das Teilen einer gemeinsamen Spiritualität, entsteht in der Siedlung so etwas wie eine große Familie.

Zu unserem Alltag gehört neben der Arbeit und dem Haushalt auch das gemeinsame geistliche Leben. Wir beten gemeinsam und tauschen uns über unseren Glauben aus. Jeden Freitagnachmittag treffen wir uns, um über die Ereignisse aus der letzten Woche zu reden. Auch wenn man alles zusammen erlebt, tut es gut und hilft unheimlich dabei, den Anderen zu verstehen, wenn man sich erzählt, was einem in dieser Woche besonders wichtig war und wie man bestimmte Situationen wahrgenommen hat und was sie für einen bedeuten.

Ich schätze den Lebensstil sehr, lerne super viel und bin dankbar hier zu sein. Aber ich freue mich auch sehr darauf, nach Hause zu kommen, um diese Sachen, die ich gelernt habe, in meinem Leben umzusetzen. Wenn meine Zeit hier dann vorbei ist, werde ich auf jeden Fall meine Mädels sehr vermissen. Wir sind so eng zusammengewachsen und so sehr aneinander gewachsen. Ich kann mir gar nicht vorstellen wie es ist, sie auf einmal nicht mehr um mich herum zu haben.

Ich merke, dass ich mich verändere und bin gespannt, ob ich diese Veränderungen alle beibehalten werde, wenn ich wieder nach Deutschland komme. Denn das Leben, das ich hier führe, ist doch sehr anders, als es mein Leben vorher war.


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