Drei Säulen für eine bessere Wirtschaft
Komischer Name für eine Firma: Starkmacher mit Auswirkungen hoch drei. Und dann auch noch auf Englisch: Starkmacher Impact3. Die Idee, die dahintersteckt, ist allerdings alles andere als komisch. Ein Firmenporträt über ein Unternehmen mit weltweitem Wachstumspotenzial.
Wachsen wollen alle Unternehmen, und zwar vor allem in einer Hinsicht: finanziell. Bei Starkmacher Impact3, kurz SMI, sind die Finanzen nur eine von drei Säulen. Firmengründer und Geschäftsführer Mathias Kaps zählt alle drei auf: „People, profit, planet.“ Frank Jungmann, ehrenamtlich im Bereich Marketing bei SMI engagiert, füllt die Schlagworte mit Inhalt: „Wir möchten soziale, finanzielle und ökologische Nachhaltigkeit erreichen.“ Vor allem im globalen Süden, auch das ist definiert.
Also so eine Art Entwicklungs-Zusammenarbeit? Das Wort trifft es nicht, betonen beide. Schließlich sammeln sie keine Spenden, die irgendwann aufgebraucht sind. Die Projekte, die SMI unterstützt, haben eigenes wirtschaftliches Potenzial, können dank der Förderung Kosten sparen oder langfristig eigene Einnahmen generieren. Dazu gehört zwingend, dass sie ökologische und soziale Verbesserungen bewirken.
Und das passiert so: Ein Geldgeber investiert eine nennenswerte Summe in eines der SMI-Projekte – als Spende in Form von zinslosen oder zinsgünstigen Darlehen, die nach Ablauf des Kredits in neue Projekte vor Ort investiert werden. Diese Art der Finanzierung ist neu, wie Kaps erklärt. Weil mehrere Punkte zusammenkommen: zinsfreie oder -günstige Kredite für Projekte in den Bereichen Solarenergie, nachhaltige Landwirtschaft und soziale Infrastruktur – „mit dem Ziel, Rückflüsse lokal zu reinvestieren und so einen selbsttragenden Finanzierungskreislauf zu schaffen. Dadurch werden externe Fördermittel langfristig ersetzt und lokale Eigenständigkeit gestärkt“, wie es auf der SMI-Homepage heißt. SMIRF ist die Abkürzung dafür: Starkmacher Impact3 Revolving Fund.
Ein konkretes Beispiel zeigt, was SMIRF anders macht als Spendenorganisationen. Das Tangaza University College in Kenya, Nairobi, hat auf Vermittlung von SMI 185.000 Euro als zinsloses Darlehen bekommen. Das Geld wurde in Solarpanels investiert, weil die Stromkosten innerhalb kürzester Zeit explodiert waren. Nun wird erneuerbare Energie erzeugt – ein Profit für den Planeten. Die Universität spart Stromkosten – Geld, das jetzt beispielsweise in Unterrichtsmaterial, in eine Verringerung der Studiengebühr und in das Mensa-Essen investiert wird, ein Profit für die Menschen. Und der Projektplan sieht vor, dass innerhalb von sieben Jahren der Kredit getilgt ist, die Solaranlage in das Eigentum der Universität übergeht und einen echten Gewinn abwirft, ein finanzieller Profit.
Was SMI als GmbH dazu beiträgt, ist unter anderem die Unterstützung beim Erstellen eines Wirtschafts– und Finanzplans, bei den erforderlichen Ausschreibungen für die Solarpanele in diesem Fall und beim Nachhaltigkeitsbericht sowie die Kontrolle, dass das Darlehen ordnungsgemäß getilgt wird. “Wir arbeiten mit geringem personellen Aufwand und viel ehrenamtlicher Unterstützung”, sagt Kaps.
„Uns ist wichtig, dass das Geld in den Regionen bleibt“, betont Jungmann, „wir wollen nicht nur einzelne Projekte, sondern die ganze Region unterstützen“. Sie stark machen, wie der Firmenname schon sagt. So entstehen Arbeitsplätze, soziale Infrastruktur wie Jugendzentren und Geldquellen für neue Projekte. Was Projektmanager Alberto Gandini begeistert: „Unser Modell ermöglicht es, dass Organisationen selbst zu Gebern werden, statt dauerhaft auf Spenden angewiesen zu sein.“
Bestätigung kommt von Senior Consultant Dr. Markus Gomer: „Mich überzeugt an Starkmacher Impact, dass es nicht um Gewinnmaximierung geht, sondern um faire Partnerschaften, von denen Projektträger, Investoren und SMI gleichermaßen profitieren.“ Dazu Kaps: „Es entstehen Einnahmen, die nicht nur die Projekte selbst tragen, sondern auch neue Initiativen ermöglichen. Auf diese Weise können unsere Partner ihre Zukunft und ihre Mission eigenständig und nachhaltig weiterführen.“
Klingt nach viel Idealismus. Der steckt auch durchaus dahinter. Kaps, der zur Fokolar-Gemeinschaft in Wien gehört, hängt das Ziel bewusst hoch: die Welt ein bisschen besser machen. Vor fünf Jahren hat er das Konzept entwickelt, „aus dem Geist der Fokolar-Bewegung heraus“, aber ohne strukturelle Verflechtungen. In der Testphase stattete Starkmacher Impact3 Einrichtungen der Fokolar-Bewegung wie die Modellsiedlung in Brasilien mit Photovoltaik aus, inzwischen gibt es in Afrika, Asien, Südamerika, aber auch in Europa SMI-Projekte, die unabhängig von der Fokolar-Bewegung zustande gekommen sind. Nächster Standort einer SMI-Niederlassung wird Indien, wo das Erzbistum Köln in SMI-Projekte investieren möchte.
Weil der Etat des Erzbistums für Entwicklungszusammenarbeit wegen der hohen Zahl an Kirchenaustritten massiv geschrumpft ist, stieß der Firmengründer dort mit seiner Idee der Finanzierung von Projekten im globalen Süden auf offene Ohren. „Bisher sind nur die empfangenden Diözesen auf uns aufmerksam geworden und nicht die Diözesen, die Geld geben können – daran arbeiten wir jetzt“, sagt Jungmann. Demnächst steht ein Besuch in Washington an, um katholischen amerikanischen Investoren das SMIRF-Konzept vorzustellen. Ein verheißungsvoller Kontakt, wie Kaps gesteht: „Immerhin ist die amerikanische Kirche gemeinsam mit der deutschen die reichste der Welt.“
Das soll aber nur der Anfang sein – SMI ist gerade mal fünf Jahre alt und will noch wachsen. „Wir suchen nach Geldgebern außerhalb der katholischen Kirche“, sagt Jungmann. Beispielsweise indem das Team – gut vernetzt nicht zuletzt dank des weltweiten Netzwerkes der Fokolar-Bewegung – sein Konzept internationalen Unternehmen vorstellt, die sich im Rahmen ihrer „corporate social responsibility“, ihrer betrieblichen sozialen Verantwortung, im globalen Süden sozial und ökologisch engagieren möchten und „auf der Suche nach Projekten sind, mit denen sie sich identifizieren können“, so Jungmann.
von Tina Rudert