Nähen für soziale Gerechtigkeit
Im schweizerischen Bern ratterten die Nähmaschinen - eine Aktion zur Vorbereitung auf das bevorstehende internationale Jugendfestival «Genfest», das am 11. Juli mit Sozialeinsätzen beginnt.
30 Personen an vier Nähmaschinen waren im Rahmen dieser Aktion im Einsatz. Sie haben 60 Kleidungsstücke bearbeitet und dabei mehr als 1000 Franken (etwa 1.300 Euro) eingenommen. Mit diesem Geld wird das Jugend-Event wie auch die Reise dorthin vor allem für benachteiligte Jugendliche unterstützt.
Der Näh- und Flick-Anlass war aber auch eine gute Vorbereitung auf einen der bevorstehenden Sozialeinsätze: Denn während der am 11. Juli startenden Sozialwoche findet in der Nähe von Sao Paolo ein dreitägiger Flick-Workshop mit jungen brasilianischen Frauen statt, in dem alte Kleider geflickt oder zu neuen Kleidern umgenäht werden: «Upcycling in a secondhand shop with Brazilian women». Diesen Workshop organisieren und leiten die 40 Teilnehmenden aus Deutschland, Österreich und der Schweiz zusammen mit brasilianischen Jugendlichen vor Ort.
Soziales Engagement vor Ort
Insgesamt engagieren sich die erwähnten jungen Leute während dieser Sozialwoche in drei Sozialzentren, die von der Fokolar-Bewegung in Brasilien getragen werden: Im Sozialzentrum Jardim Margarida führen die Jungen in einem Tageslager Kinder- und Jugendprogramme durch.
Im Sozialzentrum Bairro do Carmo, in einer Region, sozial-ökonomisch stark benachteiligt ist, engagieren sie sich im Projekt «Manna». Dieses unterstützt junge Menschen bei der beruflichen Integration, leistet Kinder- und Jugendarbeit, und hier findet auch das Nähatelier mit den jungen brasilianischen Frauen statt. Im Sozialzentrum für Obdachlose, das gerade neben beim Bildungs- und Begegnungszentrum «Ginetta» der Fokolar-Bewegung liegt, werden die jungen Leute vor allem in der Gartenarbeit und im Unterhalt der Häuser (Malen, Flicken oder Restaurieren) tätig sein. Diese Sozial-Einsätze ermöglichen es, «Menschen aus einer uns recht unbekannten Kultur kennen zu lernen und mit ihnen zusammen zu spielen, sprechen und arbeiten!», erklärt Laetitia von Bern. Die junge Informatikerin freut sich daher sehr auf diese gemeinsame Arbeitswoche.
Das «Genfest» - im Namen steckt «New Generation» - mit rund 6000 Teilnehmenden aus aller Welt findet vom 12. bis 24. Juli in Aparecida/Brasilien statt. Es besteht nicht nur aus dem zweitätigen Festival mit Musik, Tanz, Liedern und Einblicken in Lebensgeschichten, sondern auch aus der vorangehenden Sozialwoche.
Nach dem Festival werden sich die jungen Erwachsenen über Ländergrenzen hinweg nach Interessen und Kompetenzen in kleinen Gruppen und Workshops austauschen. «Ich freue mich riesig auf das Genfest und die Begegnungen mit Menschen aus aller Welt!», sagt Clara aus Bremen (Deutschland). Die angehende Ökonomin ist sicher, «dass uns spannender Austausch, unvergessliche Erlebnisse und tiefgehende spirituelle Momente erwarten. Gleichzeitig denke ich, dass die Sprachbarrieren und die unterschiedlichen Kulturen unsere größten Herausforderungen sein werden. Aber ein Lächeln sagt manchmal mehr als tausend Worte und wird uns helfen, diese Hindernisse zu überwinden.»
Nähen ist bei jungen Leuten anscheinend sehr beliebt. Vorbild für die Schweizer Aktion war schon eine ähnliche Initiative in Österreich. Die jungen Künsterinnen und Künstler konnten dabei auf tatkräftige Unterstützung einiger erfahrener Schneiderinnen zählen.
Wer die jungen Leute bei ihrem Einsatz unterstützen will, kann sie mit Spenden (Stichwort Genfest Brasilien) unterstützen.