Friederike Koller - ein Leben mit Nähe und Weitblick

Unerwartet verstarb am 5. Dezember Friederike Koller im Alter von 59 Jahren.

Mit ihrem freundlichen, offenen Blick, der Distanz schnell überwindet, klaren Worten, auch in schwierigen Gesprächen, mit großer Kompetenz bei ihrer Arbeit, einem tiefen Vertrauen in die göttliche Liebe und mit ihrem Sinn für Humor, so bleibt Friederike Koller vielen Menschen in Erinnerung.

Aufgewachsen am Bodensee, war Friederike als Jugendliche vor allem für Tanz und Musik begeistert, weil es ihr, wie sie sagte „eine Welt eröffnete, die nicht vergeht, die nach Ewigkeit schmeckt.“ Sie wollte ein Leben, das intensiv und echt war und suchte nach „der Wahrheit“. Zunächst studierte sie Philosophie, wechselte dann aber auf ein Medizinstudium mit dem Wunsch, Menschen zu helfen und vielleicht etwas über das „Geheimnis des Lebens“ zu erfahren.

Der tragische Tod einer Freundin und die persönliche Krise danach führte Friederike auf der Suche nach Antworten zum ersten Mal in eine tiefe Begegnung mit Gott. Sie erzählte, hier zum ersten Mal erfahren zu haben, dass Gott nicht ein distanzierter Richter ist, sondern „Leben, Schönheit, Wahrheit“. Als junge Erwachsene lernte sie die Spiritualität der Fokolar-Bewegung kennen. Die Idee, das Evangelium zu leben, nicht allein, sondern in Gemeinschaft, inspirierte sie. „Meine individualistische Art zu denken und zu handeln löste sich langsam auf und ich fing an, die Menschen um mich als echte Geschwister wahrzunehmen, im Vertrauen auf die Liebe des Vaters für jeden Einzelnen.“

Sie entschloss sich schließlich, in einer Fokolargemeinschaft zu leben. Sie war von dem Wunsch geprägt, sich Gott ganz anzuvertrauen, aber auch ihre Individualität nicht aufzugeben. Diese Spannung, die sie mit Feingefühl lebte, machte sie zu einer geschätzten Begleiterin für viele Menschen, als sie später zunächst in Köln und dann in Solingen lebte und arbeitete. Auch als sie Aufgaben in der regionalen Leitung der Fokolar-Bewegung übernahm, blieb sie lange Zeit als Ärztin tätig. Die Beziehung zu den Menschen, die sie in dieser Zeit aufbaute, pflegte sie bis zu ihrem plötzlichen Tod.

Als jemand gesucht wurde, um für die Fokolar-Bewegung nach Nigeria zu gehen, spürte sie bald, dass sie diese Anfrage auch persönlich nehmen wollte, bereit, die eigenen Gewohnheiten und Privilegien aufzugeben und sich neu der liebevollen Führung Gottes anzuvertrauen. Menschen der Fokolar-Bewegung in Nigeria erinnern sich an Friederike als eine Frau, die „die Menschen in Nigeria aufrichtig liebte. Sie teilte unsere Verletzungen und lebte mit uns als eine von hier. Sie ermutigte uns bei allen Schwierigkeiten, den Weg der Nächstenliebe zu gehen.“

2014 wurde sie an das Zentrum der Fokolar-Bewegung nach Italien gewählt. Hier arbeitete sie in der internationalen Gesamt-Koordination der Gemeinschaft, auch in enger Zusammenarbeit mit Präsidentin und Co-Präsident. Bei der letzten Generalversammlung wurde sie erneut in den Generalrat gewählt, übernahm Aufgaben im Zusammenhang mit der weltweiten Verbreitung der Gemeinschaft und arbeitete unter anderem als Beraterin für den afrikanischen Kontinent.

Neben all diesen Aufgaben nahm sie sich alle zwei Wochen Zeit für ihr ehrenamtliches Engagement in einer städtischen Unterkunft für geflüchtete Frauen. Ihr Blick für die komplexen Zusammenhänge des großen Ganzen und ihr Herz für jeden einzelnen Menschen, der ihr gerade gegenüberstand, machten Friederike Koller zu einer Frau, die für viele eine wertvolle Wegbegleiterin war, die Spuren hinterlassen hat und die schmerzlich vermisst wird, auch wenn die Hoffnung bleibt, dass sie das „Geheimnis des Lebens“, das sie suchte, jetzt in seiner ganzen Fülle und Schönheit erleben darf.

Teresa Mühlig


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