Wirtschaft im Dienst an der Gesellschaft - Prophezeihung oder Wunschdenken?
Internationaler Event in Rom: "Prophetic Economy"
Anfang November 2018 fand in Castel Gandolfo bei Rom der internationale Event “Prophetic Economy” statt. Er brachte Organisationen und Initiativen zusammen, die sich für Veränderung in Richtung einer solidarischen und nachhaltigen Wirtschaft einsetzen. Innovativ und wegweisend war dabei der Beitrag von Jugendlichen und Kindern, die die Veranstaltung geprägt haben. Beispiele guter Praxis konnten sich miteinander vernetzen und deutlich machen, wieviel Einfluss “prophetisches” Wirtschaften schon heute an vielen Punkten der Welt hat.
“Hier geht es nicht nur um einzelne Schritte oder einsame Oasen, sondern ein ganzer Wald wächst hier im Stillen” – so fasste einer der 500 Teilnehmer aus mehr als 40 Ländern seinen Eindruck zusammen. Mit Plenumsveranstaltungen, Arbeitsgruppen und kreativen oder sozialen Workshops bot die Veranstaltung viel Gelegenheit zum interaktiven und generationsübergreifenden Austausch. “Eine prophetische Wirtschaft”, – unterstrich Jeffrey Sachs, bekannter amerikanischer Wirtschaftswissenschaftler – “ist eine Wirtschaft, die mit prophetischem Weitblick arbeitet, das heißt mit einer Vision von Gerechtigkeit und Frieden mit dem Anspruch, die Bedürfnisse der Ärmsten zu stillen und die Schöpfung zu bewahren. Wir brauchen eine Wirtschaft, in der nachhaltige Entwicklung ein Ziel ist und das bedeutet, eine Wirtschaft, in der Wohlstand geteilt wird. Das ist sozial gerecht und ökologisch nachhaltig”.
“Die Grundidee dieses Events” – erklärt der italienische Wirtschaftswissenschaftler Luigino Bruni – bestand darin, Ökologie und Wirtschaft zusammenzubringen. Man kann heute nicht über Armut sprechen, ohne dass dabei auch das Klima Thema wird. Der Schrei der Erde und der Schrei der Armen sind derselbe. Die Prophetie gibt den Unsichtbaren eine Stimme. Eine der großen Botschaften von Papst Franziskus ist die Einladung, Prozesse anzustoßen, nicht Räume in Beschlag zu nehmen, denn die Zeit steht über dem Raum. Hier hat ein Prozess begonnen. Die Prophetie ist kritisch, aber nie pessimistisch”.
Die Kinder und Jugendlichen, die teilgenommen haben, sind der Aufforderung der Welternährungsorganisation (FAO) gefolgt, den Hunger in der Welt zu bekämpfen und bis 2030 zu besiegen (#zerohunger). Dafür haben sie am Ende des Events gleich zwei konkrete Vorschläge gemacht: • Die Praxis der “Zusatzmahlzeit” zu verbreiten: d.h. Gastronomiebetriebe dafür zu gewinnen, ihre Kunden einzuladen, eine zusätzliche Mahlzeit für einen Bedürftigen zu bezahlen. Restaurants, die sich dieser Aktion anschließen, erkennt man am #zerohunger-Button; • Außerdem wollen sie ein zusätzliches Schulfach einführen, in dem es darum gehen soll, die 17 Ziele für eine nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen zu vertiefen.
Prophetic Economy ist eine internationale Initiative, die von sieben Organisationen ins Leben gerufen wurde: die Gemeinschaften Papst Johannes XXIII und Nomadelfia, die globale katholische Klimabewegung, die Bewegung ATD Quard Monde, die Gemeinschaft “Mondo di Comunità e Famiglia”, die Initiative SlotMob und die Fokolar-Bewegung mit ihrem Projekt Wirtschaft in Gemeinschaft und dem Jugendzweig Teens for Unity.